Pressebericht / Liechtensteiner Vaterland / 14. August 2018
Im Zwiespalt mit dem Feuer
Er ist ein Macher, ein Schaffer, ein Kreativer und ein Freund der griechischen Mythologie. Elmar Bargetze, Erfinder der Messina-Öfen, ist ein Mensch mit vielen Facetten. Der Erfolg seiner Arbeit lässt sich nicht nur auf sein Fachwissen, sondern in erster Linie auf seine Leidenschaft und Emotion zurückführen. Denn er brennt für das, was er macht – mit jeder Faser seines Herzens.
Er ist ein echter «Pyromantiker». Er liebt den Charme des Feuers, die Atmosphäre, welche die tanzenden Flammen in einem Ofen einem Raum verleihen, und die Wärme, die das Feuer ausstrahlt. Und dennoch bezeichnet Elmar Bargetze sein Verhältnis zu dem Element als gespannt. Denn er liebt es nicht nur, er hat auch Respekt davor. «Uns verbindet eine Hassliebe», sagt der Erschaffer der Messina-Designöfen. «Denn Feuer kann böse sein, grosses Unheil anrichten. Es zu bändigen, habe ich mir als Ofenbauer zur Aufgabe gemacht.» Eine grosse Herausforderung, die ihm viele Stunden des Grübelns und auch Momente des Scheiterns beschert hat. Funktioniert eine Idee nicht, bündelt sich schon mal die Wut im Bauch über die Eigenwilligkeit des Feuers. «Aber wenn ich am Ende mit dem Kunden bei einem Glas Wein ins flackernde Feuer blicke, ist jeglicher Zwiespalt wieder vergessen», relativiert er seine innere Zerrissenheit. «Dann kehrt die Freude am feurigen Schauspiel zurück.»
Im Bann des Feuers
Ob es nun Liebe oder Hass ist, Elmar Bargetze und das Feuer sind untrennbar miteinander verbunden. Oder um es in seinen Worten auszudrücken: «Es stellt sich nicht die Frage, ob man das Feuer liebt. Das Feuer ist in einem Menschen drin – oder eben nicht.» Seine Kindheit verbrachte er in einem Zwei-Generationen-Haus – oben lebten seine Eltern, unten die Grosseltern. «Bei uns wurde damals mit Öl geheizt – ohne Feuerschau. Ein Manko, das ich mit vielen Besuchen bei meinen Grosseltern kompensierte», erzählt er. «Sie hatten einen Kachelofen und ich öffnete immer als erstes die Ofentüre, um dem Flackern der Flammen zuzusehen.» Als dann viele Jahre später die Realisierrung seines eigenen Hauses anstand, war für Elmar Bargetze klar, dass er einen Ofen integrieren würde – einen Ofen, der drei Kriterien erfüllen sollte: Eine schöne Feuerschau, ein ansprechendes Design sowie eine gute Speicherkapazität. Der damals noch überschaubare Ofenmarkt in der Region bot allerdings nichts, was den Triesner überzeugte: Entweder waren es 08/15-Modelle ohne Charme oder sündteure Designöfen, die sein gesetztes Budget überstiegen. «Folglich gab es nur eine Lösung. Ich musste meinen eigenen Ofen bauen.» Wie dieser Ofen aussehen sollte, war für den gelernten Kunstschmied und Schlosser schnell klar. An Kreativität hat es ihm noch nie gemangelt. «Mir fliegen die Visionen irgendwie zu. Ich wusste: Es sollte ein ellipsenförmiger Ofen sein – in Form eines Bootes». Die Optik stand also fest. Jetzt mussten nur noch das Innenleben und die Technik stimmen, für deren Entwicklung Elmar Bargetze einen bekannten Hafner zu Rate zog. «Mit Kreide zeichneten wir in zehn Minuten auf, wie das Verbrennungssystem funktionieren sollte», erzählt er. «Das war’s. Ich brauche nie lange, um mich zu entscheiden, bleibe gerne spontan.» Ganze eineinhalb Jahre liess Elmar Bargetze seine selbst entworfene Stahlhülle bei Wind und Wetter draussen rosten, bevor er den Ofen im Wohnzimmer einbaute. «Technisch und effizienzmässig war er natürlich nicht auf dem optimalen Stand», so der 50-Jährige. «Dafür fehlte mir damals das Hintergrundwissen.» Dennoch heizte dieser Ofen 15 Jahre den gesamten Wohnraum, bevor er durch den damals neuen «Protheus» abgelöst wurde. Seither ist dieser Ofen die einzige Wärmequelle im Haus und die Zentralheizung ausser Betrieb. «Wenn es kalt ist, stehe ich einfach eine halbe Stunde vor meiner Frau auf und heize, damit es bereits am Morgen wohlig warm ist.» Auch wenn der erste Eigenentwurf von Elmar Bargetze noch Verbesserungspotenzial bot – er war die Initialzündung für die Messina-Ofen-Produktion. Eines abends, als er gemeinsam mit seinem Bruder Silvio das Flammenspiel im Wohnzimmer genoss, sinnierten sie über die Idee, Öfen in das Sortiment der Metall Design AG Messina aufzunehmen. Und wie so oft, stand der Entschluss schnell fest. Sie konzipierten den Ofen neu und erschufen den «Parabol» – das Erstlingswerk auf dem Markt. «Man kann sagen, dass die Produktion der Messina-Öfen einem Zufall zu verdanken ist», so Elmar Bargetze. «Hätte ich zum Zeitpunkt des Hausbaus ein Modell gefunden, das mir gefällt, wären wir nie auf die Idee kommen, in das Ofenbau-Geschäft einzusteigen.»
Das besondere und elegante Design sowie die hohe Effizienz der Öfen stammt von Bargetze persönlich.
Die Emotion zählt
Den Durchbruch mit dem neuen Parabol schafften die Messina-Brüder schliesslich an einer Handwerksmesse in München, wo sie ihren ersten Vertrag mit einem Vertriebspartner abschliessen konnten. Danach ging es Schlag auf Schlag. Elmar Bargetze besuchte spezifische Weiterbildungen in Sachen Ingenieurwesen und Thermodynamik und eignete sich so das notwendige Wissen und Verständnis für die Vorgänge in einem Ofen an. Mit diesem Know-how entwickelte er in den kommenden 25 Jahren die Technik der Öfen kontinuierlich weiter – mit Erfolg. Heute verkauft die Messina Metall Design AG jährlich zwischen 120 bis 200 Öfen in ganz Europa.
Ein besonderer Moment bleibt für Elmar Bargetze sein erster verkaufter Ofen. «Ich erinnere mich noch gut an die Familie», erzählt der Triesner. «Die Frau hatte den Parabol an einer Ausstellung entdeckt und war sofort begeistert. Kurze Zeit später stand er in ihrem Wohnzimmer und beheizte 21 Jahre lang den gesamten Wohnbereich.» Erst vor zwei Jahren wurde der besagte Ofen einer Generalüberholung unterzogen. «Die Zufriedenheit dieser Kunden war eine schöne Bestätigung und für den Verkaufsstart in Liechtenstein wichtig. Allein durch ihre Weiterempfehlung konnte ich 15 weitere Öfen verkaufen.» Dass die Messina-Produkte trotz der Tatsache, dass sie zu den teuersten auf dem Markt gehören, so gefragt sind, erklärt sich Elmar Bargetze durch seine Verkaufsphilosophie. Natürlich seien eine einwandfreie handwerkliche Fertigung und eine optimale Verbrennungstechnik Voraussetzung, aber er bringe sie nie über diese Argumente an den Mann. «Meist verkaufe ich allein über die Emotion. Jede unserer Feuer-skulpturen hat ihre Makel – und genau das macht sie einzigartig.» Wer industriellen Standard sucht, ist bei Messina in Triesen falsch. Fertigöfen ab Lager gibt es nicht. Nur rohe Stahlkörper, denen das Leben erst eingehaucht werden muss – ganz nach Persönlichkeit, Geschmack und Bedürfnis des Kunden. «Mainstream ist nicht mein Ding», hält Elmar Bargetze fest.